Reden wir einmal über das Thema Urlaub! Ich habe gerade erst wieder so einen Horrortrip überstanden.
Es ist ein Graus für uns alle! Aber ich meine jetzt gar nicht, die schlimmen Fälle, in denen wir plötzlich zu anderen Menschen gebracht werden oder im Zwinger mit fremden Hunden sitzen und am
Ende noch draußen schlafen. Letzteres kenne ich glücklicherweise nur vom Hörensagen.
Nein, ich meine den Familienurlaub, in dem wir mitfahren. Ganz ehrlich, mögt ihr das? Also ich nicht und wenn ihr einen Tipp für mich habt, wie ich es in Zukunft verhindern kann, schreibt es mir
bitte in die Kommentare.
Bei uns läuft Urlaub so: Erst werden diese schrecklichen, viereckigen Dinger aus dem Keller geholt und mit allen möglichen Sachen vollgestopft. Welches System dahinter steckt, habe ich noch nicht
herausgefunden. Diese Koffer, wie sie sie nennen, haben unangenehm laute Rädchen. Mir platzt jedes Mal fast das Trommelfell wenn sie vorbeigefahren werden und ich fürchte um meine Pfoten.
Natürlich laufe ich aufgeregt und kläffend dazwischen, denn ich weiß ja, dass jetzt Unheil droht.
Frauchen stopft viel mehr in den Koffer hinein als Herrchen und ihrer ist auch größer. Ich hab dieses Mal mitgezählt, ein Drittel ihrer Sachen benutzt sie gar nicht, sondern packt sie nur ein, im
Hotel wieder aus, dann zur Heimfahrt ein und am Ende zu Hause in den Schrank.
Jedenfalls, wo war ich, ich werde schon beim Gedanken ganz nervös, ach ja: Als Nächstes höre ich auf zu fressen, das unterstreicht die Dramatik der Situation und zeigt, dass es mir ernst ist.
Mein Leben und alle lieben Gewohnheiten ändern sich im Urlaub, und zwar nie zum Besseren!
Irgendwann werden die Hundesachen in eine Kiste gepackt. Aber nicht etwa die Wichtigen, wie den großen Holzstock, den ich draußen zur Beruhigung immer ins Maul nehme oder die geliebte Hundehütte
aus Stoff, in der es so schon dunkel ist. Nicht einmal mein Schaffell kommt mit. Nein, nur eine einfache, kratzige Decke, Handtücher, Futter und das ganze Leinenzeug inklusive der Schleppleine.
Da reicht es mir dann endgültig. Normalerweise genieße ich beim Spazieren Freiheit, laufe überall hin, wälze mich im Dreck, vor allem im Kuhmist, und plansche im Wasser. Doch im Urlaub ist fast
immer Leine angesagt.
Ich ziehe stets mit voller Kraft an dem Ding, weil ich es endlich loswerden will und Herrli und Frauli schimpfen wie die Rohrspatzen am anderen Ende. Das ist für niemanden entspannend, das müssen
sie doch einsehen!
Aber bleiben wir bei der Reihenfolge. Nach einer endlos langen Fahrt, heiß ist es meist auch, kommen wir also in so einer rumpeligen Bude, bestehend aus einem Zimmer, an. Wie sollen wir denn da
alle Platz haben? Ich allein brauche mehrere Räume, um mich wohl zu fühlen. Zur Strafe und um sie aufzurütteln, fresse ich mein Futter im Urlaub grundsätzlich nicht. Das Gute ist, ich hungere nie
lange: Spätestens mittags im Wirtshaus kommt der warme Regen von oben mit erlesenen Köstlichkeiten.
Am liebsten esse ich Braten mit Knödeln, aber Spätzle und Nudeln sind auch fein. Ein kleiner Ausgleich immerhin, für die erlittene Behandlung.
Abgesehen von der Freiheitsberaubung beim Spazierengehen und der langen Autofahrt gibt es jedoch noch mehr Gräuel.
Letztes Jahr waren wir in einem Camper unterwegs, kein Auge habe ich da zugemacht! Jeden Tag woanders, neue Nachbarn, andere Gerüche und fremde Hunde. Das war so ein Stress, ich wusste gar nicht
mehr, wie ich das alles verarbeiten soll!
Also hab ich genagt: Die Handbremse, die Sitzbank, die Kücheneinrichtung, überall habe ich meine Zähne angesetzt und daran herumgeknabbert. Ich glaube, der entstandene Schaden war groß,
jedenfalls haben die beiden Hundeerziehungsberechtigten sorgenvoll ausgesehen, als wir den fahrenden Alptraum am Ende wieder abgegeben haben.
Da war der Urlaub in Südtirol im Hotel dieses Jahr tatsächlich besser. Wir waren wenigstens jede Nacht am selben Ort. Allerdings in einem hellhörigen Zimmer ohne dunkle Ecken für mich und von der
Hitze ganz abgesehen. Dauernd fuhr der Fahrstuhl mit lautem Klicken und als guter Hund habe ich das jedes Mal gemeldet, man weiß ja nie, wer da hoch und runterfährt. Dazu sind immerzu neue Leute
im Haus ein- und wieder ausgezogen, musste ich natürlich einzeln ausbellen, ist ja klar!
Zuhause kenne ich alle, die ein- und ausgehen: Wir haben den Hausmeister, aber der ist kein Guter, den muss ich immer lang ermahnen, dass er wieder verschwindet. Ansonsten wohnen bei uns im Haus
zehn weitere Menschen, die ich alle am Schritt erkenne und am Geräusch ihres Autos. Die melde ich nur, wenn sie zu ungewöhnlichen Zeiten kommen, oder Besuch haben. Dazu kommt das Nachbarhaus mit
drei Personen, die bei uns vorbeikommen und die insgesamt sechs Autos von dort. Außerdem die Nachbarskinder gegenüber und die siebzehn verschiedenen Paketfahrer und Postboten, die regelmäßig kurz
vorbeischauen. Die meisten sind in Ordnung und ich melde sie nicht extra.
Die wechselnden Gewohnheiten der Hotelgäste im Urlaub sind viel schwerer zu überblicken:
Sie ziehen sich um und aus und an, gehen zum Essen oder ins Schwimmbad. Überhaupt, der Pool, schon wieder so eine Folteranstalt. Dieser Chlorgeruch aus dem Bad ist ekelhaft, der zieht sich durchs
ganze Haus und brennt in der Nase.
Dann die Toilettensituation: Ich hatte natürlich kein Gartenklo für meine Geschäfte, also musste ich jedes Mal rausgebracht werden. Was für ein Akt! Unser Balkon grenzte an den Parkplatz, da
haben sie mich dann immer über den Zaun gehoben. Wie entwürdigend, das müsst ihr euch mal vorstellen! Geschäfte einteilen oder gar auf Kommando erledigen, das ist eigentlich nicht mein Niveau.
Schließlich lebe ich mit Garten!
Genauso schlimm wie das hellhörige Zimmer ohne Kuschelecke war die Gartenterrasse des Restaurants. Eine große, freie Fläche ohne jegliche Nische, saugefährlich sag ich euch!
Dazu schwammen in einem Teich riesige Fische ganz nah bis fast an die Stühle heran, auf denen wir kampierten. Und meine Hundeeltern haben die Bedrohung einfach nicht erkannt! Auch mein
wiederholtes Knurren interessierte sie nicht.
Ich musste erst den Tisch mit der Leine einwickeln, eine Lampe umschmeißen und kläffen wie am Spieß, bis sie endlich verstanden, dass wir dort nicht sicher sind. Nach drei anstrengenden Abenden
haben sie es begriffen und wir saßen fortan unter einem Baldachin in einem ruhigeren Eck, weit weg von den Monsterfischen. Von dort musste ich nur eine Richtung überwachen, und zwar den
Hoteleingang, der vor uns lag. Das war immer noch genug Arbeit.
Das absurdeste ist jedoch am letzten Tag passiert. Ich werde aus dem Verhalten der beiden echt nicht immer schlau:
Sie haben sich ausnahmsweise normale Sachen statt Wanderkleidung angezogen, aus einem Café Kuchen und Sahne geholt und dann sind wir in einen benachbarten Ort gefahren. Dort haben wir rausgeputzt
und mit allem Fresszeug in der Hand, an der Tür geklingelt, aber es hat keiner aufgemacht. Wir haben ewig gewartet und ich habe laut die Nachbarn gewarnt, dem Kuchen und meinen Leuten nicht zu
nahe zu kommen, es war echt anstrengend. Ewigkeiten später, ich war schon heiser, waren sich plötzlich alle einig, dass wir wieder fahren. Ich glaube, es hatte mit dem Kästchen zu tun, in das die
Menschen immer hineinsprechen.
Herrli hat dann den größten Teil des Kuchens ausgerechnet an die Nachbarn verfüttert, die ich die ganze Zeit ausgeschimpft habe! Es war zum Heulen, der schöne Kuchen!
Wir sind wieder ins Auto gestiegen, mit der Sahne und zwei Restkuchen. Die haben wir dann auf einer Parkbank unterwegs gegessen. Warum macht man sowas? Könnt ihr mir das erklären?
Immerhin, die Schlagsahne war echt lecker und Apfelstrudel ist auch essbar, falls ihr euch das schon mal gefragt habt.
Jetzt bin ich wieder zu Hause und heilfroh, dass die schlimmste Zeit des Jahres hinter mir liegt.